Eisenbahnfreunde Steinachtalbahn-Coburg e. V.

11.01.2017

Am 20. Oktober 1986 gründeten sieben junge Eisenbahnfans aus dem Raum Staffelstein und Coburg die Steinachtalbahn-Staffelsteiner Eisenbahnfreunde e.V. Wie es zu dem ungewöhnlichen Namen kam, ist ganz einfach so erklärt: Einige Eisenbahnfans aus Staffelstein hatten im Frühjahr 1984 eine Sonderzugfahrt auf der damals bereits für den Personenverkehr stillgelegten Steinachtalbahn von Ebersdorf bei Coburg nach Wörlsdorf-Hassenberg organisiert. Der Gruppe schlossen sich daraufhin alsbald mehrere Eisenbahnfreunde aus dem Coburger Land an. Schon bald gab es weitere Veranstaltungen: Im Gasthof Bausenberg in Coburg-Cortendorf präsentierte man im November 1985 erstmals die „Coburger Modellbahntage“ – mittlerweile im Autozentrum Hommert in Coburg-Creidlitz angesiedelt – heute noch ein fester Bestandteil im Coburger Veranstaltungskalender. Nachdem die Eisenbahnfans im Mai 1986 erfolgreich eine weitere Eisenbahnfahrt als „Rodach-Rossach-Rom-Express“ mit einem vierteiligen Schienenbus organisierten, war in den Monaten darauf die Gründung eines eingetragenen Vereins die Folge. Wichtigstes Ziel in der ef_coburg_2012_01Satzung des Vereins: Der Erhalt der Steinachtalbahn als Museumsbahn.

In der kommenden Zeit fanden die Eisenbahnfreunde regen Zuspruch – sowohl was die Resonanz in der Bevölkerung bei Veranstaltungen als auch die Mitgliederanzahl betraf. Im Herbst 1987 konnten die Modellbahntage erstmals im Kongresshaus am Rosengarten präsentiert werden.

DDR-Grenze
Unvergessen blieben in den Folgejahren die zahlreichen, vor allem auf der Steinachtalbahn, absolvierten Sonderfahrten. Am 18. Juni 1988 holten die Eisenbahnfreunde erstmals nach über 15 Jahren wieder eine betriebsfähige Dampflok nach Cobef_coburg_2012_05urg. Mit der Museumslok 86 457 kehrte eine Lok dieser jahrzehntelang in Coburg beheimateten Lokbaureihe zurück. Mit einer langen Wagengarnitur, bestehend aus alten Umbau- und Plattformwagen, schnaubte die Dampflok mit dem vollbesetzten Zug über Ebersdorf bei Coburg zum damaligen Endpunkt der Steinachtalbahn nach Wörlsdorf-Hassenberg. Der kleine Bahnhof, nahe der DDR-Grenze gelegen, erlebte einen Fahrgast- und Besucheransturm in noch nie da gewesenem Umfang. Auch das 95- und 100-jährige Streckenjubiläum der Coburg-Rodacher Strecke in den Jahren 1987 und 1992 wurde durch die Eisenbahnfreunde gebührend gefeiert.

Einen wahren Besucheransturm erlebten die Modellbahntage 1989 und 1990 nach der Öffnunef_coburg_2012_04g der innerdeutschen Grenze. Und bereits im Jahr darauf, 1991, waren die Sonneberger Eisenbahnfreunde mit ihrer großen Vereinsanlage auf den Coburger Modellbahntagen vertreten. Auch ein gelungener Beitrag zur Wiedervereinigung der Region.

Neben der Eisenbahn der kleinen Spur galt das Interesse des aus mittlerweile über 40 Mitgliedern bestehenden Vereins der großen „echten“ Eisenbahn. 1991 feierte man das 90-jährige Streckenjubiläum der Steinachtalbahn mit Sonderzugfahrten und großen Bahnhofsfesten in Sonnefeld und Weidhausen. Ins gleiche Jahr fiel auch die Anschaffung zweier historischer Eisenbahnwaggons. Und die Eisenbahnenthusiasten erhielten auch tatkräftige Unterstützung durch die damaligen Dienststellen der Deutschen Bundesbahn, allen voran durch den langjährigen Coburger Bahnhofsvorstand Dieter Stüllein. Gemeinsam mit ihm waren die Eisenbahnfreunde bei den Feiern zum Lückenschluss Neustadt bei Coburg-Sonneberg mit von der Partie.ef_coburg_2012_03

Schicksal
Mit der Stilllegung der Steinachtalbahn im Jahre 1992 und dem anschließenden Abbau der Gleise platzen dann die Träume der Errichtung einer Museumseisenbahn. Doch unbeirrt davon engagierten sich die Hobby-Eisenbahner bei der Einrichtung eines Verkehrsverbundes im Coburger Land. Ziel war es dabei, das letzte Teilstück der Steinachtalbahn bis Weidhausen zu erhalten und in einen Taktverkehr zu integrieren. 1995 gelang es noch, einen modernen Regio-Sprinter-Triebwagen in Weidhausen vorzustellen. Doch das Ziel zum Greifen nahe machte der Kreistag Ende der 1990er Jahre schlussendlich einen Rückzieher bei der Gründung eines Verkehrsverbundes und dem Ankauf der Strecke. Somit war das Schicksal der letzten 8 Kilometer Steinachtalbahn besiegelt.

Im Rahmen der Städtepartnerschaft Coburg – Isle of Weight waren Mitglieder des Vereins im Jahr 1995 mit Unterstützung der Stadt Coburg mit einem Teil der Steinachtalbahn Gast auf einer Modellbahnausstellung auf der Insel.

Auch als am 08. Juli 2001 der letzte Zug auf der Itzgrundbahn von Großheirath nach Coburg rollte, waren es die Eisenbahnfreunde aus Coburg, die zusammen mit DB Regio die Abschiedsfahrt organisierten. Und zum 20jährigen Vereinsbestehen knatterte ein alter Schienenomnibus zwischen Coburg-Neuses und Bad Rodach.

Erfolgreich war man abseits der großen Eisenbahn: Zum 10jährigen Vereinsbestehen erschien das 256-seitige Standardwerk „Eisenbahn im Coburger Land“ zur wechselvollen Coburger Eisenbahngeschichte. Mit einer Auflage von 1.500 Exemplaren wurde dieses Buch weit über die Grenzen des Coburger Landes verkauft. Schon zum 90-jährigen Bestehen der Steinachtalbahn erschien zum Jubiläum ein Buch über die Geschichte der Karussellbahn, das Buch über die Eisenbahn nach Bad Rodach erschien bereits 2002 in zweiter Auflage. Seit 1985 ist der Verein Herausgeber der Zeitschrift „Schiene-aktuell“, einer Bahnzeitung, die über den Eisenbahnbetrieb in Nordbayern und Thüringen berichtet. Die Zeitung ist auch das offizielle Mitteilungsorgan der befreundeten Eisenbahnvereine wie der Dampfbahn Fränkische Schweiz, des Dampflokmuseums Neuenmarkt und der Modelleisenbahnclubs MEC 01 Münchberg und MEC Hof.

Kiehngrund-Brücke
Auch auf kleiner Spur ging es stetig voran: Die Vereinsanlage der Steinachtalbahn, einer originalgetreuen Nachbildung des Vorbildes im Maßstab 1:87 (H0) umfasst mittlerweile in ihrer zweiten Ausführung über 17 Module mit einer Gleislänge von fast 40 Metern. Mit dieser Anlage waren die Eisenbahnfans bereits auf zahlreichen internationalen Modellbahnausstellungen, unter anderem in Dortmund, München, Berlin und Dresden, vertreten. Auch verschiedene Fachzeitschriften berichteten ausführlich über die Anlage. Heute haben die Eisenbahner noch weitere Anlagen verschiedener Spurweiten im Programm, neuestes Projekt ist die der künftigen Neubaustrecke nachgebildete „Kiehngrund-Brücke“.

ef_coburg_2012_06Ein Meilenstein in der Vereinsgeschichte war der Erwerb des Bahnhofes Coburg-Neuses im Herbst 1999. Nach Jahren einer Odyssee konnte somit endlich ein gutes Ende der jahrelangen Suche nach einem Vereinsheim erzielt werden. Die Räumlichkeiten im ehemaligen Bahnhof Neuses kommen den Aktivitäten der Eisenbahnfreunde entgegen. Mittlerweile dient das restaurierte Gebäude Vereinsabenden genauso wie dem Tag des offenen Denkmals oder ganz praktisch der Lagerung der Anlagenmodule. Vor dem Gebäude weist ein echtes Eisenbahnsignal auf die Aktivitäten des Vereins hin.

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Nachdem sich die Aktivitäten es Vereins in den 1990er Jahren überwiegend in den Raum Coburg verlagerten, war es nur folgerichtig, eine Änderung des Vereinsnamens herbeizuführen. Seit 1999 nennt sich der Verein nun „Eisenbahnfreunde Steinachtalbahn-Coburg e.V.“.

Alleine die Tatsache, dass drei Mitglieder schon seit der Vereinsgründung dem Vereinsvorstand angehören, zeugt von der Kontinuität des heute circa 45 Mitglieder starken Vereins. Im Jubiläumsjahr lenkt Ulrich Finsterer als 1. Vorsitzender die Geschicke des Vereins, nachdem zuvor Bernd Schmitt dieses Amt fast 25 Jahren inne hatte. Stefan Goldschmidt als Kassier und Michael Resch als 3. Vorsitzender gehören heute noch der Vorstandschaft an. Der langjährige Vorsitzende Bernd Schmitt ist nun 2. Vorsitzender. Komplettiert wird die Vorstandschaft durch den Schriftführer Wolfgang Stock.

Sonderzugfahrten
Heute Sonderzugfahrten mit historischen Lokomotiven oder gar Dampflokmotiven zu organisieren ist nahezu unmöglich: Ein Teil der Strecken ist längst aus der Landschaft verschwunden, und auf den noch existierenden Bahnlinien ist durch den engen Taktverkehr ein „Einschleusen“ von Sonderzügen nahezu unmöglich. Abgesehen von den astronomischen Kosten für einen Sonderzug macht auch noch die fehlende Infrastruktur wie z. B. fehlende Weichen zusätzliche Probleme.

So war es für die Eisenbahnfreunde ein großer Kraftakt, zum 150-jährigen Werrabahnjubiläum im November 2008 nochmals dampfgeführte Sonderzüge zwischen Lichtenfels – Coburg – Sonneberg zu organisieren. Nur mit Unterstützung öffentlicher Stellen konnte das finanzielle Risiko abgedeckt werden. Von einem der beiden vereinseigenen Eisenbahnwagen haben sich die Eisenbahnfreunde mittlerweile getrennt: Er steht heute als „rollende Gaststätte“ für Wanderer am Bahnhof Velden in der Hersbrucker Schweiz. Der Verkauf des zweiten Wagen, einem Gepäckwagens aus dem Jahr 1941, ist vorgesehen.

Die Aufgaben des Vereins beziehen sich im Jubiläumsjahr auf den Bau von Modellbahnanlagen, der Unterhaltung des Vereinsheimes in Coburg-Neuses und auf die Herausgabe von Publikationen zur Coburger Eisenbahngeschichte. So soll 2012 eine völlig überarbeitete Neuauflage des 1991 erstmals aufgelegten Buches „Die Steinachtalbahn“ sowie eine Neuauflage der DVD über diese Strecke erscheinen.

Und so ganz haben die Eisenbahnfreunde ihren großen Wunsch auch noch nicht aufgegeben: Noch einmal historische Sonderzüge zwischen Coburg und Bad Rodach verkehren zu lassen. Dabei hofft man auf wohlwollende Unterstützung des neuen Betreibers agilis. Denn: Historische Eisenbahnfahrzeuge sind ein Publikumsmagnet und wecken auch das Interesse an der modernen Eisenbahn von heute.

Text und Fotos: Bernd Schmitt / Stefan Goldschmidt

Info: Webseite EBF Steinachtal-Coburg